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joint – Journalisten in Thüringen

Auch einem Ende kann ein Zauber innewohnen …

Diesen 26. September vergisst Bernd Hilder nie: Der 52-jährige macht sich auf zur alten Leipziger Fleischhandelsbörse. Dort tagen 41 der 43 mdr-Rundfunkräte. Der Chefredakteur der „Leipziger Volkszeitung“ erwartet, dass sie ihn zum neuen Intendanten küren. Doch der einzige Kandidat für die Nachfolge von Udo Reiter findet bloß zwölf Befürworter – bei 29 Gegenstimmen. Hilder endet „wie auf einer Schlachtbank“, steht tags darauf in der „Sächsischen Zeitung“:

Rückblende: Am Abend des 26. Mai lässt mdr-Intendant Udo Reiter mitteilen, er werde zurücktreten. Das überrascht, hat der 67-jährige doch einen Vertrag bis 2015.

Der damalige BR-Hörfunkdirektor Reiter kommt 1991 aus München nach Leipzig, wird erster Intendant des „Mitteldeutschen Rundfunks“. Die Drei-Länder-Anstalt für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen geht ab 1. Januar 1992 auf Sendung. 1996, 2002 sowie 2008 wird Reiter im Amt bestätigt. Im aktuellen Vertrag fixiert er eine jederzeit anwendbare Ausstiegsklausel. Von der macht der damals dienstälteste Intendant einer ARD-Anstalt im Mai 2011 Gebrauch: Weil er seit 45 Jahren im Rollstuhl sitze, was „gesundheitliche Spuren“ hinterlassen habe. Und weil 20 Jahre „genug“ wären, es an der Zeit sei, „den Staffelstab an die nächste Generation weiterzugeben”. Das lässt Reiter per Pressemitteilung kundtun. Bittet Verwaltungsratsvorsitzenden Gerd Schuchardt um Aufhebung seines Dienstvertrages im Laufe des Jahres. Man einigt sich schnell – und auf den 31. Oktober.

„Keine besonderen Anforderungen“

Bis dahin ist die Nachfolge zu regeln. Ein straffer Zeitplan wird aufgestellt: Im Spätsommer sollen die sieben Verwaltungsräte Kandidaten küren, anschließend die 43 Rundfunkräte ihre Wahl treffen.

Manch Beobachter verblüfft das Tempo. Schließlich gilt es, die Stelle des einflussreichsten Medien-Managers Mitteldeutschlands zu besetzen: Der MDR hat laut seinem „Geschäftsbericht 2010“ Einnahmen 728,2 Mio. Euro. Der Anteil aus Gebühren beträgt nach dem „GEZ-Geschäftsbericht 2010“ 575,5 Mio. Euro. Ihm zu Diensten sind rund 2.000 feste und 4.000 freie Mitarbeiter. Den ganzen Beitrag lesen »

joint – Journalisten in Thüringen

Auf groben Klotz gibt es linke Keile …

(ra) Wie man in den Thüringer Wald hinein chefredakteurt, so schallt es zuweilen auch wieder heraus: Raue TA-tralische Töne in ruppigen Zeiten bleiben nicht immer ohne Echo, wie Stefan Wogaws aktuelle Veröffentlichung “Medienbrei (3): Ein Mann sieht rot” zeigt.

Der Redakteur bei ThüringenLinks hat dafür fleißig Quellenstudium betrieben …

joint – Journalisten in Thüringen

Raue Entgleisung

(ra/rl). Ach, “unser” TA-Chefredakteur Paul-Josef Raue! Da greint er auf der Leserbriefseite in der Ausgabe der “Thüringer Allgemeinen” vom 13. Dezember, die Bundesminister Schäuble und Rösler hätten auf Fragen der Redaktion und ihrer Leser nicht geantwortet.* Die Bösen! Doch was tat er respektive die Redaktion? Nichts!

Da war doch Raues Vorgänger von ganz anderem Format. Der Mann, dessen Namen man in ZGT-Kreisen nicht nennt, sorgte 1999 für bundesweites Aufsehen wegen einer weißen Fläche zwischen dem Gedruckten (u. a. SPIEGEL 16/1999 – http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-12138095.html ) . Dieses unbefleckte Verhängnis traf Rolf Schwanitz. Der war damals unter Bundeskanzler Gerhard Schröder als Staatsminister zuständig für den Aufbau Ost und hatte versucht, eigene Interviewaussagen nachträglich zu schönen. Lang ist’s her.

Und als ob Raues aktuelle Fehlleistung nicht schon genug wäre, attackiert er die Pressestellen der Kommunen im Freistaat. Er wirft ihnen Desinformation, Abwiegelung und Schweigen vor. Belege dafür blieb er schuldig. Mit journalistische Sorgfaltspflicht, die Raue sonst – zu Recht! – von seinen Redakteuren fordert, hat das nichts zu tun.

Offensichtlich kennt TA-Chefredakteur Raue deutsche Pressegesetze nicht. Die sichern Medien nämlich ein Informationsrecht bei nur wenigen Ausnahmen zu. Auskunft können Journalisten deshalb auch gerichtlich durchsetzen. Das hätte Raue zum Beispiel bei den Berliner Bundeschweigern Schäuble und Rösler tun können. Tat er aber nicht.

Warf dafür Nebelkerzen und startete das miese Ablenkungsmanöver gegen die Pressestellen nach dem Motto: “Haltet den Dieb, er hat mein Messer im Rücken!” Statt unverantwortlich und grundlos das Verhältnis zu unseren Kolleginnen und Kollegen dort zu belasten, sollte Raue lieber vor der eigenen Tür kehren.

Das empfahl ihm übrigens auch DJV-Landesvorsitzender Wolfgang Marr mit klarem Wort: “Personalkürzungen in Thüringens Redaktionen führen zu extrem hoher Arbeitsbelastung. Und die gefährden nun tatsächlich die Qualität des Journalismus’.”

* TA-Ausgabe vom 13.12.2010. Leserseite, T C LB1 – klickt aufs Foto unten, dann wird es vollständig sichtbar!