05.06.2013
Spekulationen haben ein Ende
(rl) Was durch die Flure der Zeitungsgruppe Thüringen waberte, hat nun ein Ende: die Spekulationen. Nicht einen Chefredakteur für drei Zeitungstitel, sondern jedem Titel einen, ist seit gestern entschieden. Mit der Zusammenführung zweier Belegschaften (TA und TLZ) zu Beginn des neuen Jahres hatten sich nicht wenige im Haus gefragt, ob die TLZ nach dem Abgang von Hans Hoffmeister in den Ruhestand noch einen eigenen Chefredakteur haben würde. Ein Betrieb, auf lokaler Ebene nahezu inhaltlich identische Ausgaben von TA und TLZ bzw. OTZ und TLZ waren Indizien für die 1-Chef-Variante.
Für jene, die sich mit dieser Version nicht anfreunden wollten, stand eigentlich nur die Frage, welcher der beiden Stellvertreter von Hoffmeister den Chefsessel besetzen würde. Nun nimmt dort einer Platz, der bis vor ca. 18 Monaten noch die Leipziger Volkszeitung redaktionell verantwortete: Bernd Hilder. Nach der missglückten Bewerbung zur Intendantenwahl beim MDR musste er das traditionsreiche Blatt verlassen. Über seine Versetzung ins Brüsseler Büro soll er aus den Medien erfahren haben, so sein Anwalt beim Prozess im August vergangenen Jahres. Hilder hatte auf Weiterbeschäftigung geklagt. Das Gericht entschied, dass die Kündigung unwirksam ist. Den Antrag auf Weiterbeschäftigung lehnte es jedoch ab.
Gäbe es diesen Hintergrund nicht, könnte die Entscheidung als Versuch eines Neubeginns interpretiert werden. Für einen Neustart spricht jedoch die Äußerung von ZGT-Geschäftsführerin Inga Scholz:
“Bernd Hilder wird zusammen mit der Redaktion der TLZ das eigenständige journalistische Profil der Thüringischen Landeszeitung ausbauen, damit sich die TLZ ihren Platz in der Zeitungslandschaft Thüringens als meinungsstarkes Print- und Onlinemedium sichert.”
Nanu, ist das die Rolle rückwärts? Das Eingeständnis, dass das Jenaer Modell doch nicht funktioniert? Dort, wo sich die Verbreitungsgebiete von TA und TLZ bzw. OTZ und TLZ überschneiden, planen seit 2010 beide Lokalredaktionen die Ausgaben gemeinsam und nutzen bei der Produktion der Seiten die im Pool befindlichen Texte und Fotos. Das sollte mehr Freiräume für die Themenrecherche schaffen.
Diese Form der Zusammenarbeit besitzt Steigerungsmöglichkeiten. Seit 1996 entstehen nämlich aus der OTZ-Ausgabe Gera die TLZ-Gera und aus der TA-Ausgabe Mühlhausen die TLZ-Mühlhausen. Man könnte auch meinen, das Muster für die Westfälische Rundschau dieser Tage kommt aus Thüringen.