(rl) In den vergangenen Tagen erreichten den DJV Thüringen Meinungsäußerungen zu einer OTZ-Aktion zum Erhalt der Kreisfreiheit von Gera.
Die Aktion schadet dem Ansehen der Branche, da geht es nicht allein um die OTZ. Man kann ja von der Gebietsreform halten was man will, eine ausgewogene Berichterstattung sieht aber anders aus.
Jörg Riebartsch, Chefredakteur der OTZ, erklärt in seinem Blog die Aktion. So habe eine deutliche Mehrheit im Stadtrat für die Kreisfreiheit der Stadt votiert. Es gäbe auch keine Pflicht oder gesetzliche Bestimmung, “die einer Zeitung auferlegt, neutral zu sein”. Stolz, der verloren geht, die Stadt, die im Landkreis untergeht, Förderungen, die ausbleiben – Bürger, Amtsträger und Wirtschaftsvertreter äußern ihre Ängste, pochen auf die kommunale Selbstverwaltung, bezeichnen die Pläne der Landesregierung als unausgegoren.
Das Dossier zur Aktion finden Sie hier .
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Absolut objektive Berichterstattungen sind und bleiben wohl immer Chimären. Schlimm wird es nur dann, wenn Meinungsäußerungen intransparent bleiben oder – schlimmer noch – bewusst verschleiert werden, indem Meldung und Kommentar für den Leser nicht erkennbar ineinander fließen, Leserbriefseiten tendenziös instrumentalisiert werden etc. Die Medien der ZGT waren diesbezüglich leider noch nie zimperlich. Insofern ist es schon ein Fortschritt, wenn sich die OTZ freimütig von der Neutralität verabschiedet, soweit es die Gebietsreform betrifft. Andererseits sollten sich jene – vielleicht etwas zu unbekümmert – als Quasi-Politiker gerierenden Redakteure nicht wundern, wenn ihre Definition von Pressefreiheit und Presseverantwortung dazu führt, dass deutlicher selektiert werden wird, wer zu Pressekonferenzen Zutritt erhält. Der Umgang mit Kampfblättern ist mitunter etwas rüde.
Stefan Sethe, Erfurt
Was für ein Schauspiel. Wäre es statt dessen nicht an der Zeit, einmal redaktionell aufzuarbeiten, wer und was dazu geführt hat, aus der einst prosperierenden Bezirkshauptstadt mit mehr als 120.000 Einwohnern ein Tal der Depressiven zu machen, in dem die restlichen 90.000 größtenteils wohl nur noch mangels Alternativen ausharren? Und welche Rolle dabei die Lokalzeitung gespielt hat, die 25 Jahre lang auch noch den gröbsten Unfug einer Stadtverwaltung lobend begleitet hat- Hauptsache, “fürs leibliche Wohl” war gesorgt? Eine Zeitung, die jetzt wieder nur gemeinsam mit der Verwaltung verhindern will, dass sich irgendetwas ändert? Natürlich ohne irgend eine Idee dazu, wie das funktionieren kann, bei einer Stadt, die gerade ihre eigenen Straßenbahnen, natürlich auf Kredit, vom Insolvenzverwalter zurückkaufen muss- damit irgend etwas weiter fährt. Nun heißt es eben irgendwann “Game over”- für die Stadt, die Teil eines Landkreises wird genauso wie für die OTZ, die ja auch längst dabei ist, sich in der Funke-Mediengruppe irgendwie aufzulösen. Und das ist auch gut so.
Hanns-Joachim Friedrichs’ Satz gilt noch immer: “Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache, auch nicht mit einer guten Sache; dass er überall dabei ist, aber nirgendwo dazugehört.“
Die OTZ macht genau das Gegenteil und verlässt den Pfad der Neutralität. Wäre ich Leser, würde ich das Blatt sofort kündigen. Denn ich wüsste bei keinem Artikel mehr, ob da nicht irgendeine Meinung lanciert werden soll.