19.04.2016
Lokalberichterstattung künftig mit noch weniger Leuten
(rl) Der DJV Thüringen hatte sich im Januar 2016 entschieden, die Geschäftsführung der Mediengruppe Thüringen zu Tarifverhandlungen für die Beschäftigten der TA, OTZ und TLZ aufzufordern. Diesem Handeln lag die Überzeugung zugrunde, dass die Geschäftsführung im ersten Halbjahr Maßnahmen zur Umstrukturierung bekannt geben wird. Die Ansicht teilten auch die Betriebsräte der Gruppe, mit denen sich die Gewerkschaften seit Mitte vergangenen Jahres regelmäßig treffen.
Die Antwort der Geschäftsführung auf die Verhandlungsaufforderung ist bekannt. Der 22. Februar 2016 wird noch lange im Gedächtnis haften bleiben.
Das Ausmaß der Umstrukturierungen schockierte, lähmte, machte sprachlos. Zwar werden (noch) keine UGs, eine Spezialform der GmbH, wie in Magdeburg gegründet. Die Blaupause jedoch ist vorhanden. Von 299 Beschäftigten der TA, OTZ und TLZ sollen 94 gekündigt werden. Eine Dimension, die nur mit dem Vorgehen der damaligen WAZ-Gruppe in Essen im Jahr 2009 vergleichbar ist.
Über die Notwendigkeit des Stellenabbaus in diesem Umfang ließe sich trefflich streiten, es geht wegen des Tendenzschutzes nicht. Es sei denn, der Streit wird auf der Straße ausgetragen. Die Voraussetzungen dafür sind nicht die günstigsten. Den Lokalredakteuren wurde von Anfang an erklärt, sie seien nicht betroffen und würden durch § 613a geschützt zu unveränderten Bedingungen in die neue Gesellschaft wechseln. Dass nun einige Kolleginnen und Kollegen vor einem Wechsel des Arbeitsortes stehen, ändert daran nur wenig. Um den Verlust des Arbeitsplatzes müssen vor allem die Redakteurinnen und Redakteure in den Mantelredaktionen und alle Redaktionssekretärinnen bangen.
Dann die ersten Reaktionen auf die Sparpläne der Geschäftsführung. Die Betriebsräte verlangen detaillierte Informationen und die Beratung über die geplanten Maßnahmen. Der DJV Thüringen verlangt Maßnahmen zur Verbesserung der Einnahmensituation, weil Kosteneinsparungen allein nicht die Lösung sein können. Zusammen mit Ver.di fordert die Journalistengewerkschaft Sozialtarifverhandlungen, Gewerkschaftsvertreter sitzen vorerst als externe Sachverständige mit am Verhandlungstisch.
Die Geschäftsführung verspricht der Öffentlichkeit, dass nun die Qualität der Zeitungen besser und die Lokalteile umfänglicher werden. Dazu sollen vor allem 11 zusätzliche Stellen in den Lokalredaktionen beitragen. Betrachtet man jedoch das Personaltableau wird offenbar, dass zwar künftig mehr Redakteurinnen und Redakteure für Lokalredaktionen tätig werden, aber eben nicht in Lokalredaktionen. Der bisherige Stellenplan enthält 120 Arbeitsplätze ohne die Seitenproduktion, die noch am Desk/Regionaltisch angesiedelt ist. Davon sind 113 besetzt. Nun sollen es 132 Stellen sein, davon jedoch 27 in den fünf Produktionsköpfen, die für die Seitenproduktion zuständig sein werden. Es bleiben also 105 von 120 Arbeitsplätzen in den Lokalredaktionen. Den ganzen Beitrag lesen »