(mf) “Könntest du noch schnell?”, “Ich hätte da noch”, “Das kriegst du doch noch hin, oder?” Freien Journalisten ernten von von Außenstehenden gern mal verträumte Blicke. Keine festen Arbeitszeiten, Aufstehen, wann du willst, Pause, wann du willst. Dass dahinter ein knallharter Job steht, wissen oft nur die, die sich für diesen Weg entschieden haben, und mit ihm für den ständigen Kampf um lukrative Aufträge, für die oftmals völlige Aufgabe eines Feierabends und die geringe Entlohnung.

Und die Aufgabenpalette wächst und wächst. Einfach nur Texte zu liefern reicht heute oftmals nicht mehr aus. Könnte ja eigentlich Grund zur Freude sein, ein breiteres Angebot, mehr Aufgaben, sollten auch die wirtschaftliche Lage der Kollegen verbessern. Zumal die Redaktionen immer kleiner werden, immer mehr auslagern müssen. Sollte. Denn das Gegenteil ist der Fall, wie sich auch in der Umfrage des DJV unter Thüringer Freien wiederspiegelt. Fast ein Viertel der Befragten schätzt die Auftragslage als schlecht bis sehr schlecht ein. Viele fühlen sich von den Redaktionen allein gelassen, eine Auftragskontrolle existiere nur noch in der Theorie, ein Austausch mit festangestellten Redakteuren, so die Befragten, sei nur dann möglich, wenn ein Arbeitsplatz in den Redaktionen selbst existiere. Und diesen Luxus haben nur 40 Prozent der Umfrageteilnehmer, wobei hier die Gefahr der Scheinselbstständigkeit nicht zu unterschätzen ist. Lediglich 20 Prozent gaben dagegen an, an Redaktionskonferenzen teilzunehmen.

Auch im Portmonnaie spührt kaum einer eine Auswirkung seiner Leistung. 44 Prozent erhalten nichtmal eine Aufwandsentschädigung für ihre Fahrtkosten und Rechercheausgaben. Von unvergüteten Mehrfachverwertungen ihrer Texte ganz zu schweigen. Die meisten erhalten Zeilenhonorare, auch Seiten- oder Auftragspauschalen sind üblich. Nach den verhandelten Vergütungsregeln bezahlt werden allerdings nur 12 Prozent der Teilnehmer. Da stellt sich die Frage, wie groß der Wille ist, für die eigenen Rechte einzutreten.

Wollen wir gerechte Bezahlung für geleistete Arbeit? Wenn ja, wie soll sie aussehen? Was ist den Kollegen wichtiger, höhere Honorare oder eher eine soziale Absicherung, Urlaubsanprüche und eine sichere Auftragslage? Welche Wünsche haben freie Journalisten an die Redaktionen? Wie kann die Kommunikation verbessert werden?

Dass die Umfrage unter den Freien nur einen kleinen Teil der Kollegen in Thüringen abdeckt, steht außer Frage. Um hier klarer beschreiben zu können, wie sich die Arbeitsbedingungen ändern müssen, um eine bessere Zusammenarbeit zwischen Redaktionen und freine Kollegen zuerreichen, ist der DJV auf Zuarbeit angewiesen.

Welche Aufgaben sind in den vergangenen Jahren konkret dazugekommen? Wurde der Versuch unternommen, die neuen Leistungen auch in das Honorar einfließen zu lassen? Wie hat sich der Arbeitsalltag nach Inkrafttreten des Mindestlohngesetzes geändert?

(ag) „In Thüringen haben fast drei Viertel der Freien schon einmal an Weiterbildungen teilgenommen“, heißt es in der Auswertung der DJV-Freienumfrage.

Das ist eine Erleichterung, denn das bedeutet, dass unsere Idee, als DJV Thüringen künftig mehr Weiterbildungsangebote einzurichten, offenbar ein Bedürfnis trifft. Trotzdem lässt die Freienumfrage auch in diesem Punkt viele Fragen offen: Welche Veranstaltungen haben Sie denn besucht? Welche Themen waren Ihnen wichtig genug, um dafür Geld auszugeben und Zeit zu investieren? Nehmen Sie für Seminare auch weite Fahrtstrecken in Kauf? Und wonach bewerten Sie, ob ein Seminar sich lohnt oder nicht? Ist es Ihnen wichtig, dass der Dozent einen großen Namen hat oder gehen Sie nur nach den Inhalten? Spielt der Preis eine ausschlaggebende Rolle? Wie wichtig ist die Länge des Seminars und der Wochentag, an dem es stattfindet? Und welche Bedeutung haben Gruppengröße und Praxisanteil für Sie?

Auf diese Fragen eine Antwort zu bekommen, würde uns helfen, ein kleines bisschen weniger im Nebel zu stochern, wenn wir unsere Angebote planen. Gegenwärtig versuchen wir je zwei handwerkliche Angebote im Jahr zu machen und zwei, die sich eher mit den „Soft Skills“ beschäftigen. So wird es im Oktober ein Seminar geben, in dem Sie lernen können, Social Media professionell zu benutzen – zur Recherche und zur Vermarktung. Und zum Jahresende ist ein Workshop zu den Themen Rhetorik und Verhandlung geplant. Handwerk und Soft Skills eben. Aber vielleicht ist das ja überhaupt nicht das, was Sie wollen und brauchen?

Und vielleicht möchten Sie heutzutage überhaupt keine Präsenzveranstaltungen mehr buchen. Laut Freienumfrage bevorzugen immerhin fast ein Drittel der befragten Thüringer Kollegen Online-Veranstaltungen/Webinare (Bund 19%). Allerdings gaben doch überwältigende 73 Prozent an, lieber vor Ort zu lernen, im persönlichen Kontakt zu Referent und den anderen Teilnehmern. Deshalb planen wir, zumindest mittelfristig, weiter vor allem eintägige Präsenzveranstaltungen.

Die meisten Befragten möchten die Seminare übrigens am Wochenende in Anspruch nehmen. Das war für uns eine Überraschung, hieß es doch in den vergangenen Jahren immer, dass gerade Freie am Wochenende die meisten Jobs hätten – einfach, weil viele von ihnen für die Tageszeitungen im Freistaat arbeiteten und die Lokalredaktionen mit ihnen die Termine am Samstag und Sonntag abdeckte. Hat sich das wirklich geändert? Oder hat der Großteil von Ihnen einfach nur nicht an der Freienumfrage teilgenommen?

Diskutieren Sie mit und seien Sie gern kritisch. Noch steckt das Weiterbildungsangebot des DJV Thüringen in ganz kleinen Kinderschuhen. Aber zum Laufen lernen, braucht jedes Kleinkind zwei Dinge: Gelegenheit zum Fallen und eine Hand zum Halten. Wir haben kein Problem damit, hier und da ein Seminar abzusagen, wenn wir uns mit einem Thema vertan haben und es Ihre Interessen so gar nicht trifft, sich also niemand anmeldet. Aber wir möchten ungern den größten Teil der Seminare absagen müssen, weil das so ist. Also geben Sie uns etwas an die Hand, damit wir Angebote machen können, die Sie brauchen. Denn dann geben in der nächsten Freienumfrage vielleicht mehr als 13 Prozent der Thüringer Befragten an, dass sie sich regelmäßig weiterbilden (Bund: jeder vierte) und hoffentlich haben dann nicht mehr ganze 43% der Thüringer Angebote anderer Anbieter als dem DJV angenommen (Bund 30%).

(dh) Ein Kind? Na klar. Seit ich meinen Mann kenne, war dieser Wunsch schon immer da. Journalistin sein? Na klar. Seit meinem ersten Praktikum bei einer Lokalzeitung wollte ich diesen Beruf leben. Geht beides zusammen? Na klar, war für lange Zeit meine naive Antwort.

Und dann startete ich schwanger in meine Selbstständigkeit. Als ich die Nachricht von meinem persönlichen Familienglück erhielt, konnte ich mich nicht freuen. Wie soll ich das nur schaffen? Im ersten Berufsjahr meiner Freiberuflichkeit. Ein halbes Jahr Zeit, um Auftragskunden außerhalb der Pauschalistenstelle zu akquirieren, Rücklagen zu bilden, in die Künstlersozialkasse zu kommen und irgendwie den Steuer-. Versicherungs- und Buchhalter-Durchblick zu bekommen im Freien-Dschungel. Um es an dieser Stelle deutlich zu sagen: Ich wollte nie selbstständig arbeiten. Das Ende des Volontariates brachte aber auch keine wirkliche Alternative für mich.

Und nun ein Baby. In der Schwangerschaft schuftete ich panisch bis über den Mutterschutz hinaus, um der Existenzangst etwas entgegenzusetzen. Dank meines Mannes wäre das gar nicht nötig gewesen, aber um meiner Selbst Willen musste es sein. Ich konnte und wollte nicht zulassen, dass das Kind meine Karriere beendete noch bevor sie begann. Kann man sich so auf ein kleines Wunder freuen? Wohl kaum.

Die DJV-Umfrage unter freien Journalisten ergab, dass die Anzahl der Freiberufler unter 30 Jahren in Thüringen doppelt so hoch ist als im Bundesdurchschnitt. Wundert mich nicht. Nach dem Volontariat oder Studium heißt es in Thüringen erst einmal vogelfrei um die Existenz kämpfen. Die wenigsten wollen da noch Familie gründen, geschweige denn in Thüringen bleiben. Dafür spricht auch das Ergebnis der Umfrage. Über 68 Prozent haben Kinder, 70 Prozent der Eltern haben erwachsene Kinder. 77 Prozent arbeiten wegen der Kinder nicht weniger. Die sind in den meisten Fällen ja auch schon erwachsen, wohnen vielleicht nicht mehr im Elternhaus.

An der Umfrage nahmen leider nur sehr wenige Freie teil. Die Ergebnisse sind Schlaglichter, einzelne Aussagen und nicht repräsentativ. Dennoch stecken interessante Einblicke in den Antworten. Die Themen Kinderbetreuung und Arbeitszeit spielen etwa kaum eine Rolle, denn sie scheinen für die Befragten nicht mehr relevant. Bedenkt man die Anzahl der Freien unter 30 Jahren, schließe ich daraus, dass kaum einer in gerade dieser Gruppe Kinder hat. Dafür sprechen auch andere Ergebnisse. Die Mehrheit der Freien arbeitet zum Beispiel nachts und am Wochenende, einige sogar im nicht bezahlten Urlaub. Hat die Gruppe der unter 30-Jährigen, freiberuflichen Journalisten Kinder, so weiß ich nicht, wer mir mehr leidtun sollte. Die Kinder oder die selbstständigen Elternteile.

Nach meiner Elternzeit bin ich wieder in den Beruf eingestiegen. Ideen habe ich viele. Sie brauchen viel Einsatz, Mut, Ausdauer und die Bereitschaft, auch einmal zu scheitern. Gleiches gilt auch für die Erziehung meines Kindes, die mit meinem Berufseinstieg ja nicht aufhört. Ich bin gespannt, wo ich für alles die Kraft hernehmen werde.

Es wird erwartet, dass ich mich wieder reinhänge wie vor und in der Schwangerschaft. Neun bis zehn Stunden am Tag, auch am Wochenende. Das wird nicht gehen. Kinder werden krank und damit auch die Eltern. Ich werde diejenige sein, die das abfedern wird, denn mein Mann sorgt für unseren Lebensunterhalt.

Ausschließlich Mutter sein, will ich nicht. Ich will eine gute Mutter sein und dazu gehört für mich ein Beruf, der mich ebenso erfüllt wie das Lächeln meines Kindes. Journalismus ist und bleibt ein Traumberuf für mich. Aufgeben will ich ihn (noch) nicht wie viele andere. Das klingt für manch einen vielleicht naiv. Ich aber habe gelernt, dass es sich lohnt, naiv an manche Dinge zu gehen. Sonst hätte ich mich nie getraut, meinen Kinderwunsch anzugehen. Ich hätte dann nicht dieses wunderbare Wesen um mich, das mir den Tag bereichert und zeigt, dass es Wichtigeres gibt als diffuse Existenzängste. Bereut habe ich den Schritt nie.

Ich schaue meinem Kind zu, wie es gerade laufen lernt. Ein Tapser nach dem anderen. Vorsichtig, wackelig und mit Stürzen verbunden. Es steht immer wieder auf und macht weiter. Schritt für Schritt. So werde ich es auch machen. Ja, mein zehn Monate altes Kind ist mir ein gutes Vorbild für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Wir lernen quasi beide. Ganz naiv, ganz ohne Angst.

„Ich war echt sauer, dass sie sich bei mir nicht mehr gemeldet haben“ knallte mir eine Thüringer Lokalredakteurin an den Kopf und ich konterte: „Und ich war sauer, dass ich für drei Stunden Arbeit und 23 km Fahrt ein Honorar von 10 Euro erhielt. Das war so nicht abgesprochen! Eine weitere Zusammenarbeit kommt für mich nicht mehr in Frage.“

(ls) An diese Episode, gleich nach meinem Start in die Selbstständigkeit, musste ich denken, als ich die Ergebnisse der Umfrage unter den Freien las. Staunend nahm ich zur Kenntnis, dass das monatliche Einkommen der Freien in Thüringen bei 2.123 Euro liegt. Freie, die hauptsächlich für Tageszeitungen arbeiten, kommen „nur“ auf 1.395 Euro monatlich.

So viel?! In manchen Monaten konnte ich gerade so die Krankenversicherung zahlen und lebte von Rücklagen!

Und nicht nur einmal fiel ich in den vergangenen fünf Jahren als Journalistin gewaltig auf die Nase. Der größte Hammer war, dass mir ein Journalist beim sid (Sportinformationsdienst) ein Interview mit Betty Heidler klaute und es an 13 Medien verhökerte. Tausende Euro gingen mir durch die Lappen und damals wusste ich noch nicht, dass mir der DJV hätte helfen können.

Ich schmollte, verfluchte die Branche und schwieg. Heute würde ich kämpfen. Heute lehne ich Angebote ab, die nicht mal unter Aufwandsentschädigung verbucht werden könnten. Damals dachte ich, ich muss den CvDs nur beweisen, dass ich gut bin, dann zahlen die freiwillig ein angemessenes Honorar. Was für ein Irrtum! Nach mir folgten reichlich Berufseinsteiger, die dem gleichen Irrtum erlagen und die Dumpingpreise (er)dulden.

Es fehlte nicht viel und ich hätte aufgegeben. Ich kam einfach nicht aus dem Teufelskreis heraus. Wie auch? Es sind nicht nur die Berufseinsteiger, die die Honorare drücken. Es sind auch Bürgerreporter, die freiwillig die Seiten füllen und sich freuen, ihren Namen zu lesen.

Es ist auch das Spardiktat in allen Redaktionen, das sich in schwindender Qualität journalistischer Inhalte widerspiegelt. Sicher fällt dem Leser noch mehr ein…

Ohne das Angebot einer Festanstellung wäre ich wohl in den Untiefen irgendeiner Firma, Behörde oder Verwaltung versumpft. Ich habe das Glück, nun unter Arbeitsbedingungen schreiben zu dürfen, die wahrlich ideal sind. Aber ich weiß, damit bin ich eine Ausnahme.

(rl) Ab Herbst will die Funke-Gruppe zusätzlich zu den Online-Portalen der Tageszeitungen kostenlose Regionalportale im Netz platzieren. Über das Angebot an junge Mediennutzer, die wahrscheinlich nichts mit dem Holzmedium am Hut haben, äußerte sich der künftige Online-Chef Stephan Thurm im Gespräch mit Kress.de

(hb) Der DJV will zukunftsfähiger werden. Konkret bedeutet das, dass im Fachausschuss Rundfunk nicht mehr 24 Mitglieder zusammen arbeiten sollen sondern zwölf. Denn zwölf arbeiten effizienter als 24. Bisher war aus jeder ARD-Anstalt jemand da, dazu die KollegInnen vom ZDF, der Deutschen Welle und der privaten Sender – meist Personalräte und Betriebsräte, also KollegInnen, die sich hauptberuflich mit den Problemen der Journalistinnen in Rundfunk und Fernsehen beschäftigen. Wenn nur noch zwölf Leute zum Fachausschuss kommen sollen, dann würde ein Vertreter vom MDR ausreichen – und das wäre nicht ich sondern ein Hauptberuflicher oder zumindest ein Festangestellter. Ist das ein Problem? Bei den Treffen haben wir uns über die Sparprogramme der Sender informiert und die Tarifverhandlungen vorbereitet. Für mich ist natürlich interessant, was ARD-weit läuft. Ich hatte allerdings erwartet, dass ich Anregungen zu Aktionsformen bekomme. Wir beim MDR streiken ja gerne, aber wir hatten auch zwei Mal aus Protest einen “schwarzen Tag”, wo fast alle KollegInnen in schwarzer Kleidung zur Arbeit gekommen sind. So etwas war nie Thema beim Fachausschuss Rundfunk. Auch sind die anderen ARD-Anstalten offenbar streikunlustiger, haben Keinen besonders hohen Organisationsgrad. Die Treffen vom bundesweiten Fachausschuss Rundfunk haben mir für die Arbeit in Sprecherrat (Vertretung der Freien Mitarbeiter im MDR), im Fachausschuss Rundfunk in Thüringen und im Thüringer DJV-Vorstand wenig gebracht. Wenn ich Informationen von KollegInnen aus anderen ARD-Anstalten haben möchte, kann ich sie auch direkt anrufen. Die Strukturreform im DJV führt dazu, dass ich mir pro Jahr zwei bis drei Tage ehrenamtliche (unbezahlte) Arbeit spare.


(hb) Die eigentlichen Programm-Macher stehen im MDR ohne Personalvertretung da. Denn das Programm wird nahezu ganz von Freien gemacht: Reporter, Moderatoren, Aufnahmeleiter, Cutter, Kameraleute, Assistenten und Grafiker sind freie Mitarbeiter – dabei sind die Techniker oft noch nicht einmal beim MDR direkt beschäftigt, sondern bei Produktionsfirmen.

Der Personalrat ist für die Festen zuständig. Das waren im Jahr 2013 im gesamten MDR 2045 KollegInnen. Gut doppelt so viel arbeiten als Freie beim MDR – davon einige festfrei: das heißt, sie haben einen sogenannten Rahmenvertrag. Der erlaubt ihnen, zeitlich unbeschränkt beim MDR zu arbeiten – also voll. Dafür bekommen die Festfreien Urlaubsgeld, Krankengeld und einen bestimmten Bestandsschutz.

Die Personalräte im MDR sind jedoch nicht für die Freien zuständig – egal wie frei sie sind. Seit Ende der 90er Jahre haben sich daher überall in den Funkhäusern und in der Leipziger Zentrale Sprecherräte bzw. Freienräte gebildet. Sie werden von den arbeitnehmerähnlichen Freien gewählt und versuchen sich für die Belange der Freien einzusetzen – mit recht unterschiedlichem Erfolg. Der hängt aber nicht vom Fleiß und Engagement der Sprecherräte ab, sondern vom guten Willen der Festangestellten. Denn Mitwirkungsrechte haben die Sprecherräte nicht!

Der Gesamt-Freienrat (also der Zusammenschluss aller Freienräte im MDR) will daher ein Freienstatut erreichen – und zwar etwa so wie es beim rbb 2014 vereinbart wurde. Dort heißt es:

Die Intendantin bzw. der Intendant ermöglicht mit diesem Statut gemäß § 34 Abs. 2 rbb-StV den vom rbb beschäftigten arbeitnehmerähnlichen Personen im Sinne von § 12 a Tarifvertragsgesetz eine institutionalisierte Vertretung ihrer Interessen (Freienvertretung). Es legt insbesondere die Modalitäten der Wahl sowie die Rechte und Pflichten der Freienvertretung und ihrer Mitglieder fest.

Dieses Freienstatut des rbb hat 43 Paragraphen und 17 Seiten, was unserer Meinung nach übertrieben ist.

Wir nehmen es aber hin, wenn es dazu führt, dass die Interessen der Programmgestaltenden im MDR endlich wirkungsvoll durchgesetzt werden können.

Daher setzen wir uns dafür ein, dass ein Freienstatut in den MDR-Staatsvertrag aufgenommen wird.


Ohne Kommentar

(rl) Am 01.02.2001 teilte die Geschäftsführung der Regionalzeitungsverlage in Südthüringen, Oberfranken und Westsachsen die Bildung einer Holding mit. Bestandteil dieser Maßnahme war die Gründung einer Gemeinschaftsredaktion in Coburg, die künftig überregionale Inhalte (Politik, Nachrichten, Sport, Vermischtes) für alle Titel produzieren sollte.

Ende 2009 ließ die Verlagsgruppe Hof-Coburg-Suhl das Projekt sterben. Die Stuttgarter Nachrichten liefern seit 2010 die überregionale Inhalte.

Die Zeitungen “Freies Wort” (Suhl), “Südthüringer Zeitung” (Bad Salzungen), “Neue Presse” (Coburg), “Frankenpost” (Hof) und “Vogtland-Anzeiger” (Plauen) werden seit dem 1. Februar 2001 unter dem Dach einer Holding herausgegeben und wollen verlegerisch enger zusammenarbeiten. “Wir sichern damit in einer Zeit immer stärkeren Medienwettbewerbs die Marktpositionen und die publizistische Leistungsfähigkeit der fünf Tageszeitungen”, teilte der Sprecher der Geschäftsführung der Zeitungsgruppe Hof/Coburg/ Suhl, Hans Homrighausen, mit. Die Unternehmen würden durch organisatorische, technische und administrative Rationalisierung gestärkt.

So genannte Mantelseiten mit überregionalen Inhalten (Politik, Nachrichten, Sport, Vermischtes) und Sonderthemen sollen künftig für die Gruppe gemeinsam hergestellt werden. Dafür wird eine Gemeinschaftsredaktion mit Sitz in Coburg gebildet. In Suhl wird in diesem Rahmen das Ressort überregionaler Sport eingerichtet. In Hof entsteht der zentrale Online-Pool der Verlagsgruppe.

Homrighausen weist darauf hin, dass zum ersten Mal in einer Gemeinschaftsredaktion, die sich aus ost- und westdeutschen Redaktionsmitgliedern zusammensetzt, die überregionalen Seiten für Zeitungen aus den alten und den neuen Bundesländern gemeinsam hergestellt würden. Der Charakter der fünf Zeitungen, insbesondere ihre Titelgebung und ihre Struktur bleibe unangetastet. Ihre lokale und regionale Kompetenz werde verstärkt.

Die fünf Redaktionschefs, die für ihre Zeitungen verantwortlich bleiben, werden in der Konferenz der Chefredaktion die publizistische Linie für die Gemeinschaftsredaktion regeln. Vorsitzender der Konferenz der Chefredaktion wird der Chefredakteur der “Frankenpost”, Malte Buschbeck. Weitere Einzelheiten der Zusammenarbeit werden zurzeit in einer Projektgruppe erarbeitet, die von dem früheren Herausgeber der “Märkischen Oder-Zeitung”, Claus Detjen, geleitet wird. Dazu soll auch eine Verbesserung des Layouts aller Zeitungen gehören. Die Realisierung des Gesamtkonzepts beginnt schrittweise im Lauf des Jahres 2001.

Nun auch Zentralredaktion bei Funke

Ende Januar 2015 informierte die Funke-Mediengruppe über den Aufbau einer Zentralredaktion in Berlin. Sie soll das Hamburger Abendblatt und die Berliner Morgenpost mit überregionalen Inhalten beliefer. In einem zweiten Schritt folgen die Zeitungstitel der Funke-Mediengruppe in NRW, ehe dann auch die Braunschweiger Zeitung sowie die Zeitungstitel der Mediengruppe Thüringen von den neuen Strukturen profitieren sollen.

Die Maßnahmen werden entscheidend dazu beitragen, unseren Regionalmedien und letztlich auch unserer Mediengruppe eine gute Zukunft zu eröffnen.

Mit der Zulieferung von überregionalen Inhalten aus Berlin wird es noch größere Spielräume für hervorragenden Journalismus im Regionalen und Lokalen geben. Außerdem können wir damit unsere Schlagkraft und Effizienz verbessern. Dinge, die in unserer Gruppe nur einmal gemacht werden müssen, sollten auch tatsächlich nur einmal gemacht werden – das gilt für die Redaktionen genauso wie für die Verlagsbereiche.

Berlin wird künftig zweifellos eine größere Rolle in unserer Mediengruppe spielen. Es ist einfach sinnvoll, dass politische und wirtschaftliche Inhalte von nationaler Bedeutung oder auch die Panorama- und Wissen-Seiten in der Hauptstadt produziert werden. Aber seien Sie versichert: Wir vergessen nicht, wo unsere Wurzeln liegen.

(ra) Seit 2007 gibt es den Wettbewerb “PresseFoto Hessen-Thüringen”. Ausgeschrieben wird er von den Landesverbänden des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV). Die besten Pressefotos eines Jahres sind zum achten Mal als “Wanderzirkus” auf Reisen, um möglichst vielen Menschen zu zeigen, dass „es schon einen Unterschied macht, ob ausgebildete Fotografen oder Laien auf den Auslöser drücken“. So argumentiert Thüringens DJV-Landesvorsitzende Anita Grasse.

Seit 9. Februar und bis 6. März ist die Ausstellung in Gotha, in der Kreissparkasse (Lutherstraße 2-4), zu sehen – zum zweiten Mal nach 2008. 71 Fotografen legten für den aktuellen Wettbewerb über 600 Bilder vor. Alle waren sehenswert – eine Jury kürte die Besten, die jetzt präsentiert werden ( hier geht es zum Ausstellungskatalog! ).

Einer, ohne den die Wanderschau seit 2007 nicht auskäme, ist Ralf Leifer. Über ihn schrieb ich einen Beitrag, der im “Blickpunkt” (Ausgabe 1-2011) erschien, die von 2009 bis 2012 herausgegebenen, gemeinsamen Mitgliederzeitschrift der DJV-Landesverbände Hessen und Thüringen.

Hier – aus gegebenem Anlass – die aktualisierte Version des Textes:

Was zum Basteln, zum Gucken und zum Staunen
Die Kilometer hat noch keiner summiert. Aber ein paar Tausend kommen locker seit 2007 zusammen. Seither pendeln alle Jahre wieder die besten Bilder des gemeinsamen Wettbewerbs „PresseFoto Hessen-Thüringen“ zwischen Ausstellungsorten in beiden Bundesländern und Berlin.

Fünfmal wurde zum Wettstreit aufgerufen. Fünfmal wuchs die Teilnehmerzahl. Im Fundus lagern mehr als 3.000 Bilder. Auch 2011 musste sich die Jury durch über 700 Einsendungen kämpfen. Die so tatsächlich handverlesene „Crème de la Crème“ von Werken hessischer und Thüringer Pressefotografen startete Ende November mit der Preisverleihung auf der Wartburg.

Tags darauf packte Ralf Leifer wieder zum Spezialwerkzeug. Wohl schon sechs Dutzend Mal tat das der Chef-Logistiker, der im eigentlichen Leben Thüringens DLV-Landesgeschäftsführer ist. Wie jedes Mal kamen die 56 Bilderrahmen samt 56 stählerner Seile zum Aufhängen in fünf kleine und eine große hölzerne Transportkiste. In sieben schwarzen Kunststoffhüllen verschwanden 28 Tafel, die den Hintergrund für die Bilder sind. In ihre Bestandteile zerlegt, sind sieben Aufsteller ein 196-teiliges Puzzle aus großen und kleinen Metallschienen, Füßen und Gewindestücken. Der „Abriss“-Profi Leifer packt das binnen einer Stunde. Das Aufbauen dauert mindestens dreimal so lange – auch abhängig davon, wie geschickt sich seine meist zwei Handlanger anstellen. (…)


Experimentieren statt Jammern! Diese Forderung richtete Anita Grasse,  DJV-Landesvorsitzende in Thüringen, in ihrer Begrüßungsrede auf dem Bundesverbandstag der Journalistengewerkschaft in Weimar an die Berufskollegen:

Von meinen knapp 400 Facebook-Freunden sind gut die Hälfte Journalisten. Entsprechend hoch ist die Zahl an Kommentaren zu den aktuellen Medienentwicklungen. Doch eines vermisse ich in den meisten Diskussionen: Es geht immer um die anderen und ihren Einfluss auf den Journalismus der Zukunft. Um Verlage, Sender, User, Leser, Zuschauer oder die Politik. Doch nur selten geht es darum, welchen Einfluss wir haben. Und mit “wir” meine ich nicht uns Gewerkschafter. Mit “wir” meine ich jeden einzelnen Journalisten in diesem Land. Welche Art von Journalismus wollen wir künftig machen? Wie wollen wir in Zukunft arbeiten und für wen?

Foto: Michael Schlutter

Fänden wir Antworten auf diese Fragen, würden die Schritte zu dem Journalismus, den wir uns wünschen, immer kürzer.

Ich persönlich möchte mit meinem Beruf nicht nur meine Brötchen verdienen. Hin und wieder will ich auch ein Steak essen.

Aber die Zeiten, in denen mir das von anderen serviert wurden, sind vorbei. Heute muss ich mir schon selbst eins braten. Das heißt aber auch, dass ich lernen muss, wie man das macht – ohne es außen zu verbrennen und innen auszubluten, ohne es staubtrocken zu braten oder wie ein Schnitzel in Panade zu ersaufen.

Übersetzt heißt das: Will ich als Journalistin, zumal als Freie, heute erfolgreich sein, muss ich wissen, wie das geht – und zwar von der Recherche bis zum Beschwerdemanagement. Ich muss meine Ziele und Zielgruppen kennen, und wissen, wo sie nach guten Geschichten suchen. Ich muss mein Handwerk beherrschen – und das der Buchhalter, Werbeverkäufer und der Kundenbetreuer. Ich muss meinen Ausspielkanälen Aufmerksamkeit widmen, um einzelne Geschichten auch sauber gesteuert an einzelne Zielgruppen ausliefern zu können.

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